Im 21. Jahrhundert leben erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land – die Explosion des Urbanen macht unsere Städte komplexer als jemals zuvor. Längst hat ihr permanent changierendes Gewebe herkömmliche Kategorien der Beschreibung und Planung gesprengt. Nicht mehr die Frage „Was bedeutet Stadt?“ steht heute im Mittelpunkt des stadttheoretischen Diskurses, sondern die Frage nach der Performativität: „Was macht Stadt?“ Daraus erwachsen neue stadtpolitische Fragestellungen: Wie können wir angesichts der Unplanbarkeit von Stadt in Theorie und Praxis vom Reagieren zum Inter-Agieren kommen? Wie lassen sich urbane Lebenswelten nicht mehr de-, sondern performierend fassen? Der Theoretiker und Komponist Christopher Dell zieht eine radikale Konsequenz: den Begriff der Improvisation neu zu denken, nicht als Notlösung, sondern als Prinzip des Schaffens von und Orientierens in transformatorischen Seinsformen urbaner Nutzer. Dell spielt mit einem „musikalischen“ Verständnis, das den Raum als alltäglich koproduziert begreift, und entfaltet daraus eine Technologie der Improvisation als urbane Praxis im 21. Jahrhundert.
Christopher Dell ist Theoretiker und Komponist. Er war Dozent für Architekturtheorie an der Universität der Künste Berlin und Gastprofessor für Theorie am Lehrstuhl Städtebau/Urban Design an der HafenCity Universität Hamburg. Dort leitete er das UD Meta Lab, Studio für angewandte Theorie, und initiierte gemeinsam mit Bernd Kniess und Michael Koch das Lehr- und Forschungsprojekt „Universität der Nachbarschaften“ (UdN). Dell ist Leiter des ifit, Institut für Improvisationstechnologie, Berlin. Sein Interesse gilt Praxen und Organisationsverläufen der zeitgenössischen Stadt. In disziplinübergreifenden Arbeitskonstellationen sucht er relationale Handlungsformen als Verfahren zu konzeptionalisieren und für Gestaltung fruchtbar zu machen.
...Eigentlich könnte man annehmen, das Inbeziehungsetzen von Musik und Architektur sei mittlerweile in alle denkbaren Winkel ausgelotet, hätte nicht Christopher Dell die Bühne der Architektur- und Stadttheorie betreten und mit der „Improvisation als urbaner Praxis“ eine neue Tür auf gestoßen... Michael Neser für outlook
...Es ist ein intensives politisches Anliegen, aber auch eines, das gestalterische Potenziale in der Architektur dadurch aufzuspüren auffordert, dass man sich nicht auf das Formale beschränkt – was nicht heißt, auf es zu verzichten. ... Auf denn: Mut zur Improvisation! Christian Holl für german.architects.com