Gottfried Böhm hat Architekturgeschichte gemacht. Als erster und bisher einziger Deutscher erhielt er 1986 den erst einige Jahre zuvor gestifteten Pritzker-Preis, die höchste internationale Auszeichnung für Architektur. Hineingeboren in eine Familie von Baumeistern, übernahm der 1920 geborene Architekt in den 50er Jahren das Kölner Büro seines legendären Vaters Dominikus Böhm (1880-1955), der sich als Pionier des katholischen Kirchenbaus der Moderne einen Namen gemacht hatte. Gottfrieds frühes Werk galt bis in die 60er Jahre fast ausschließlich dem Wiederaufbau und Neubau von Kirchen. Mit der Wallfahrtskirche in Neviges (1964-68) schuf er einen virtuos modellierten kristallinen Sakralbau in Sichtbeton. Die utopischen Ideen der expressionistischen Architekten, die von Gemeinschaft stiftenden Großbauten geträumt hatten, fanden hier auf überraschende Weise eine späte Ausformung, nun allerdings im Schoße der katholischen Kirche. Das Buch konfrontiert die meisterhaften Entwurfsskizzen mit Fotografien des Gebauten und zeichnet in Essays Werdegang und Werk Gottfried Böhms nach. Ein ausführliches Verzeichnis seiner Arbeiten macht die aufwendige Publikation zum unentbehrlichen Nachschlagwerk.